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Jemand ist mal wieder auf die Idee gekommen, das Internet auszudrucken

Geschrieben von Reto Vogt | 7. Oktober 2019 06:34:54 Z

Ein neues Hochglanzmagazin ist da, das sich der Influencer- und Bloggerszene widmet. Unter einem guten Stern steht das Heft nicht.

«Bitte diese E-Mail nicht ausdrucken – der Umwelt zuliebe.» Dieser Schlusssatz vieler E-Mails wird immer weniger. Ob die Mehrheit tatsächlich verstanden hat, dass man «das Internet» nicht zwingend ausdrucken muss?

Ich bin mir nicht ganz sicher. Am 22. November 2019 erscheint erstmals «Reach. Das Schweizer Influencer- und Bloggermagazin». Das auf Hochglanz polierte Heft wird 15'000 mal gedruckt und soll viermal jährlich erscheinen, und – Achtung! – Schweizer Influencern und Bloggern den Sprung vom Bildschirm aufs Magazinpapier verhelfen.

Ob diese dort überhaupt landen wollen? Zweifel sind zumindest angebracht. Nur weil etwas gedruckt wird und im Hipster-Café sogar zum kostenlosen Durchblättern aufliegt, wird's nicht zwingend angeschaut oder gar gelesen – ausser vielleicht der Handyakku des Hipsters ist, anders als sein Negroni Spritz, grad leer.

Ein Printmagazin steigert keine Online-Reichweite

Aber selbst wenn sich jemand das hübsch designte und inhaltlich bestimmt interessante Magazin anschaut: Es wird keinen signifikanten Beitrag auf die Ziele der Porträtierten einzahlen. Denn trotz des Namens «Reach» beeinflusst die Publikation die Reichweite von Bloggern und Influencern nicht. Stichwort Medienbruch.

 

Und was ist mit Werbern sowie potentiellen Auftraggebern oder Kooperationspartnern von Bloggern und Influencern? Sie alle gehören aufgrund der Aufmachung des Blatts offensichtlich zur Hauptzielgruppe. Und jene mit dem chicen Glastisch im Eingangsbereich werden das Heft bestimmt auch (kaufen und) auflegen.

Trotzdem ist es eine Tatsache, dass die Kanäle Print und Online nur autark funktionieren und es dementsprechend noch nirgends geklappt hat, die Inhalte des einen in die Gefässe des anderen Kanals zu kippen. Die letzten, die bis dato das Internet ausgedruckt haben, sind im Mai 2018 leider Pleite gegangen.

Ich wünsche den Macher*innen von «Reach» das nötige Glück, dass sie nicht das gleiche Schicksal ereilt wie damals «Likemag», und bin, allen Unkenrufen zum Trotz, gespannt auf die erste Ausgabe.

 

Leseempfehlungen zum Thema

 

Lustiger Twitter-Thread zu «Reach» – gestartet vom Schweizer Blogger der ersten Stunde: BloggingTom.

Wer sind die wichtigen «Instagrammer» in der Schweiz, wie und worüber kommunizieren sie? Der Influencer Report des Datenanalysten HypeAuditor und der Kommunikationsagentur Farner gibt interessante Einblicke.

Mode, Essen, Kosmetik, Reisen, Autos: In diesen Branchen sind Blogger und Influencer zuerst flügge und dann gross geworden. Jetzt hat die Pharma-Industrie die Patientenflüsterer entdeckt: Kranke, die auf Social Media über funktionierende Pillen berichten.