Was «Voice» verändert und wie Firmen darauf reagieren müssen

Reto Vogt Reto Vogt on 13. Juli 2019 12:00:00 MESZ

Alexa, Siri & Co. werden immer beliebter. Warum und wie sich Unternehmen auf die Sprachassistenten einstellen müssen.

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Bild: Andres Urena on Unsplash

Jeden morgen werde ich von Amazons Alexa begrüsst. «Voice Assistants» sind hierzulande weit verbreitet. Laut einer aktuellen Xeit-Studie soll bereits in jedem fünften Haushalt einer stehen. Ob die Hochrechnung stimmt, ist zwar zu bezweifeln – schliesslich unterstützen die Geräte der wichtigsten Hersteller Amazon, Apple und Google den hiesigen Markt offiziell noch gar nicht. Der Trend zu Sprachsteuerung ist indes unbestritten. Weltweit werden Ende 2019 über 200 Millionen Geräte in Betrieb sein, rechnet Canalys vor.

Voice verändert vieles, wenn nicht alles

Doch was bedeutet die Zunahme für Gesellschaft und Wirtschaft? Nun, in ein paar Jahren wird es völlig normal sein, sich mit Computern zu unterhalten oder ihnen Befehle zu erteilen. Meine knapp vierjährigen Zwillinge lernten schnell, was passiert, wenn sie «Alexa, mach Musik!» oder «Alexa, Timer für zehn Minuten!» (damit sie wissen, wann der Fernseher ausgeschaltet werden muss) sagen. Sie verinnerlichen: Wozu noch ein Bildschirmgerät zur Hand nehmen, wenn man einfach sagen kann, was man will, und das meist auch tatsächlich passiert?

Das Beispiel mit meinen Kindern genügt, um zu verstehen, dass der Trend zu «Voice» die Beziehungen zwischen Unternehmen und Privatkunden massiv verändert. Statt einer Google-Suche nach Produkt X, die mehrere Shops, Newsseiten mit Rezensionen, einen Vergleichstest sowie den Wikipedia-Eintrag zu dessen Geschichte auf der ersten Seite liefert, spucken Alexa, Siri & Co. nur den für sie passendesten Treffer. Bäm, the winner takes it all! Wir Empfänger*innen finden das Resultat dann entweder gut – oder glauben, das Gesuchte existiere im Internet nicht, und starten die nächste Abfrage.

Nach «Mobile first» kommt «Voice first» – jetzt

Für Unternehmen hat das Konsequenten. Wer endlich die Umstellung auf «Mobile first» abgeschlossen hat, muss schon wieder weitermachen: «Voice first» steht an. Wie fest pressierts? Wenns nach dem «Voice First Barometer» von Farner Consulting geht: sehr. Ein Viertel der Befragten nutzt bei Kaufprozessen Sprachassistenten, jene auf Smartphones, Uhren und Tablets sind mitgemeint, schon heute. Zum Beispiel, um sich zu informieren, zu vergleichen oder direkt zu kaufen.

Statt «Turnschuhe kaufen» einzutippen, funktioniert Sprachsuche anders, natürlicher. Wir können ziemlich sicher schon bald fragen «Wo finde ich meine zuletzt gekauften Turnschuhe für unter 200 Franken?» und dürfen aufgrund unserer Kaufhistorie eine passende Antwort erwarten. Nur dass es Websites sind, die erstens die Frage verstehen und zweitens die passende Antwort darauf liefern müssen. Bei «Voice first» gehts in erster Linie also auch um SEO, und ist dementsprechend nicht viel anders als «Mobile first», nur halt etwas komplizierter.

tl;dr: Keine Panik, aber Vorausdenken hilft

Sprachsteuerung wächst rasant. Auf Smartphones ist sie allgegenwärtig, Sprachassistenten in Haushalten werden immer mehr. Kinder lernen rasch, dass sie keinen Bildschirm mehr zur Hand nehmen müssen, um Einkaufslisten zu füllen, Timer zu stellen oder den Musikspieler zu bedienen. Von dort bis zur Recherche vor einem Kauf oder Abschluss desselbigen, ists da nicht mehr weit. Wenn Unternehmen gefunden werden (und nicht ganz von der Bildfläche verschwinden) wollen, müssen sie handeln und ihre Suchmaschinenoptimierung auch an die Art und Weise anpassen, wie mit auch der gesprochenen – statt nur mit der getippten – Sprache gesucht wird. In Hektik ausbrechen muss (noch) niemand, an Voice zu denken, hilft allerdings schon.

 

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